Kadetten-Schachweltmeisterschaften 2024

Belgien ist ein Schachland, das auf organisatorischer Ebene viel zu bieten hat: Neben den allgegenwärtigen Online-Schachplattformen können Schachspieler hier zum Beispiel die vielen Vereine mit einigen netten Jugendabteilungen nutzen. Du kannst hier auch viele Elo-Turniere spielen, und außerdem wird das Angebot sofort viel breiter, wenn Eltern bereit sind, ihre Kinder ein paar hundert Kilometer entfernt bei Turnieren im Ausland Erfahrungen sammeln zu lassen. Maastricht und Béthune sind Turniere bei unseren nördlichen bzw. südlichen Nachbarn, die jedes Jahr viele Landsleute anziehen.

Kurz gesagt, die Belgier haben die Chance, schon in relativ jungen Jahren eine Elo-Zahl hinter ihrem Namen zu sehen, auch wenn wir noch keinen Anish Sarkar hervorgebracht haben (der sehr junge Inder, der seine ersten Elo-Punkte mit 3 Jahren, 8 Monaten und 19 Tagen gesammelt hat).

Warum diese Einleitung? Weil unsere schöne nationale Schachlandschaft bei einem bestimmten Turnier “Probleme” verursacht: bei den Kadetten-Weltmeisterschaften. In der U8, U10, U12 hat sich nämlich schon mehr als einmal herausgestellt, dass unsere Vertreter überquotiert sind (lies: die Gegner unterquotiert). Deshalb ist es für unsere Jüngsten immer ein hartes Stück Arbeit, den (viel zu) hohen Erwartungen bei dieser Meisterschaft gerecht zu werden, und es ist sogar schwer, Elo-Verluste zu vermeiden. Diese Verluste können sehr weh tun, da die Kinder in diesen Kategorien immer mit einem Koeffizienten von 40 spielen.

Die Ausgabe 2024 dieses Turniers (die dieses Jahr vom 15. bis 26. November in Montesilvano, Italien, stattfand) ist da keine Ausnahme.

Sechs Landsmänner und -frauen nahmen teil. Für die Jüngste, Rudrakshi Ramraj (U8 – Mädchen), gab es überhaupt keinen Druck. Wenn man keine Elo hat, kann man nur sein Bestes geben und das tat sie. Mit 4/11 wird sie zweifellos zufrieden sein, zumal sie immerhin zwei Spieler mit +1400 geschlagen hat. Ihre Endposition (68.) entspricht auch ihrer Startposition (Startposition 65).

Noch bei den Mädchen, aber in der U10, gab es schon etwas mehr Druck für Oriiana Babii, die mit ihrer Elo von 1481 einen 76er Platz verteidigen musste. Leider gelang ihr das nicht: Sie erzielte 3/11 (mit einem schönen Sieg gegen eine Bulgarin mit 1516 Elo) und strandete damit auf Platz 96.

Yesenia Lukin (Elo 1732) stand in der U12 sogar auf Startplatz 32. Das führte zu einem soliden Spiel und schließlich zur Hälfte der Punkte und einem 53. An sich sehr ehrenwert, aber in diesem Alter schaut man wahrscheinlich (hauptsächlich) auf die Elo-Punkte. Also ein goldener Tipp für Oriiana und Yesenia: Tu es nicht! Als Belgierin ist dein Elo-Rang in diesem Turnier ein echter Nachteil.

Vor allem hoffe ich, dass diese Erfahrungen sowohl Oriiana als auch Yesenia dazu ermutigen, das Spiel besser zu beherrschen und bei späteren Ausgaben der Weltmeisterschaft gegen Spielerinnen zu spielen, deren Elo eine zuverlässige Übersetzung ihrer Spielstärke ist.

Das Gleiche gilt für die Jungen: Miro (U8 – 1656 Elo und Startplatz 37) spielte gegen Russen, Polen und Inder mit niedrigeren Elo-Werten, aber eigentlich weiß man ja, dass in dieser Altersklasse die effektive Spielstärke noch nicht in Elo-Punkten ausgedrückt wird. So verlor auch Miro trotz eines schönen Pluspunktes (6/11) Elo-Punkte und hoffentlich auch für ihn die Motivation, seine Spielstärke zu erhöhen, um es beim nächsten Mal mit diesen falschen “schwächeren Spielern” aufnehmen zu können.

Siebe Pierloot (U10) spielte ein Turnier, das viel mehr den Erwartungen entsprach. Anders als z.B. Yesenia und Miro war seine Elo (1573) nur für Platz 126 in der Rangliste gut. Siebe verlor 4 Partien gegen Spieler mit einer höheren Elo und sammelte ansonsten ganze und halbe Punkte gegen NC, um schließlich 4/11 zu erreichen.

Bei den “Großen” (U12) wurde unser Land von Khoi Nguyen vertreten, dessen Elo selbst bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte, der aber in den letzten Monaten ziemlich viele Punkte verloren hatte (ja, wieder dieser verdammte Koeffizient 40), so dass er nur 1994 Punkte in seinem Koffer mit nach Italien nahm. Das brachte ihn auf Platz 43 der Startaufstellung und auch bei ihm sah es nach Runde 3 (1/3) so aus, als würde es ein schwieriges Turnier werden. Er erholte sich jedoch sehr gut und verlor nur eine seiner letzten acht Partien. Für ihn könnte das Turnier also ruhig noch etwas länger dauern, denn in seiner letzten Runde gegen einen Niederländer mit Elo 2285 (haben unsere nördlichen Nachbarn nicht ein bisschen das gleiche Problem wie unsere Landsleute?) holte er schließlich den vollen Punkt.

Sein Endergebnis kann daher als sehr erfolgreich angesehen werden: Sein Koffer war auf dem Rückweg 8 Elo-Punkte schwerer, er endete mit einer 7/11 und wurde 28.

Zusammenfassend hoffe ich, dass alle belgischen Spielerinnen und Spieler besonders von den schönen Schacherfahrungen angezogen werden, die eine solche Meisterschaft mit sich bringt. Erfahrungen, die die Kinder hoffentlich motivieren und ermutigen werden, noch mehr Spaß daran zu haben, in die Geheimnisse unseres Spiels einzudringen.

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